Der Auftakt zu unserer Tor über die Peaks of the Balkans mit unserem „Eingewöhnungstag“ in Marash Rrgallas Guesthouse war schon einfach herrlich. Nun aber sind wir gespannt, wie es dann wirklich im Herz der Albanischen Alpen aussieht. Also: Auf geht’s nach Valbona!

Martina, die Tochter des Hauses, die uns die beiden Tage zuvor mit ihrer Fröhlichkeit, Engagement und tollem Englisch begeistert hat, schläft noch, als wir, gestärkt von einem wunderbaren Frühstück (mit Crepes), um kurz nach 7 Uhr vom tollen Marash Rrgalla Guesthouse aufbrechen.

Zum Abschied von Marash Rrgallas Guesthouse: ein herrliches Frühstück.

Die frühe Uhrzeit ist zu empfehlen, denn es geht gleich mit einer zackigen Direttissima los. Vor uns kämpft sich eine junge Frau mit einem Sack voller Getränkedosen bergauf. Ihr Vater kommt gleich mit dem Pferd nach, sagt sie uns. Die beiden betreiben eine provisorische Bar unter einem Laubdach mitten im Wald. Bier und Cola werden in einer ausgedienten Badewanne mit kaltem Gebirgswasser gekühlt.

Hier treffen wir ein aus Irland stammendes, in Australien lebendes Ehepaar – wie sich zeigen soll, nicht zum letzten Mal. Die beiden schleppen sich eher nach oben, als daß sie wandern. Ich frage mich, wie sie (zumindest haben sie es mir so erzählt) die Runde um den Montblanc schaffen wollen, die sie auf ihrer Europa-Tour auch noch geplant haben.

Der wunderschöne Buchenwald hier spendet kühlenden Schatten, so daß wir gut vorankommen. Auf einer Lichtung kommt mir ein Song von den Rolling Stones in den Sinn: „Wild horses“! Doch nicht nur fünf freundliche Rösser warten da auf uns, sondern auch ein Hund…

Wie bei den Rolling Stones: Wild Horses…

Unser Bedenken sind schnell besiegt: Arco, unser treuer vierbeiniger Begleiter, versteht sich blendend mit ihm, obwohl der auch ein Männle ist. Die beiden gehen bis fast zum Pass hoch miteinander.

Der Weg nach oben fällt erstaunlich leicht.

Entweder ist die Steigung nicht mehr so zackig wie zu Beginn oder wir sind gut trainiert: Obwohl wir immer mal wieder stehen bleiben, um die Berge und die Blumenwiesen zu bewundern, sind wir in drei Stunden oben auf der Passhöhe.

Alle drei gut angekommen: auf dem Valbona-Pass.

So fantastisch der Blick hier oben ist, so schrecken mich doch die immer zahlreicher werdenden Menschen, die hier während unserer Jause eintrudeln. Für manche tragen Pferde deren Gepäck, und zuweilen haben die Tiere sogar Koffer auf ihren Buckeln! Auf einen Felsen, der wohl als Instagram-Hotspot gilt, gibt es einen regelrechten Run, oben auf dem Gipfel geht es gewaltig eng zu. Ich habe gehört, dies hier sei der berühmteste Wanderweg ganz Albaniens. Was ich hier erlebe, lässt mich keine Sekunde daran zweifeln…

 

Der schmale Weg hinunter ins Tal von Valbona ist nicht ohne. Zu Beginn der Wandersaison haben hier zwei junge Schweizerinnen ihr Leben verloren, als noch Schnee lag. Der ist jetzt, am 22. Juni 2023, zwar weg, aber an einigen Passagen ist der Pfad dennoch schmal und steil – bei Glätte eine höchst ungute Situation: Wenn man ausrutscht, geht es dahin…

Heute aber herrschen optimale Bedingungen. Wir können so richtig genießen und die Bergwelt bestaunen.

Rings um uns: eine herrliche Bergwelt.

Und der „Hochbetrieb“ auf der Route hat ja anderseits auch seine schöne Seite: Man spürt dadurch, daß Wandern die Menschen verbindet. Eine Brasilianerin, jede Menge Spanier (respektive Spanisch Sprechende), Briten, Franzosen, Österreicher, Deutsche – das sind nur die, die man an der Sprache (oder Dialekt) erkennt. Und das dämpft meinen Frust über den Rummel.

Nach der nächsten Jause legen wir uns auf eine Wiese und chillen noch ein wenig. Danach geht es flott voran – allerdings nur, bis wir im Tal angekommen sind. Ein Wildfluss hat hier großflächig Schotter verteilt, die Piste, der wir darauf folgen müssen, zieht sich ewig lang. Für mich ist das der blödeste Untergrund, den man sich vorstellen kann, und ich bin heilfroh, als wir endlich auf Asphalt ankommen.

Jede Menge Schotter (allerdings nicht in der Brieftasche) – das ist nicht mein Terrain…

Und ein Haar wäre ich ob meiner Freude indes an unserem Hotel Fusha e Gjes vorbeigelaufen. Den ich hatte es ursprünglich für eine Baustelle gehalten, aber ein Teil davon ist schon in Betrieb.

Unser Hotel: das Fusha e Gjes.

40 Euro für das Doppelzimmer mit Frühstück sind für diese Qualität des Zimmers erstaunlich wenig, und auch das Abendessen mundet hervorragend: Es gibt fang frische Forelle mit Pommes. Das Tüpfelchen aufs I eines wunderschönen Tages.

Zum Abendessen: Salat, frittiert Kartoffelscheiben…

… und eine fangfrische Forelle aus dem Bach vor dem Hotel.

Gegangen am 22. Juni 2023
Länge: 14,4 km
Dauer: 6,5 Stunden (mit Pausen)
Höhenunterschied: 920 m auf, 890 m ab
höchster Punkt: 1825 m
tiefster Punkt: 960 m

Die Tour zum Nachwandern auf Alpenvereinaktiv: klickt hier .

Und hier die drei Folgen der Serie über die Peaks of the Balkans:

Peaks of the Balkans: Die Anreise

 

Peaks of the Balkans: Prolog in Shkoder

 

Peaks of the Balkans: Ab nach Theth!