Maria Himmelfahrt! Ferragosto! Für uns ist die Entscheidung klar: Nach der Brenta (trotz des Quartier-Stresses einfach fantastisch!) wollen wir nun auf meiner Via Pensionista die Lagorai-Kette durchqueren.

Und haben wieder ein Radio Eriwan-Erlebnis: Im Prinzip ist es ganz einfach – nach Trient sind es nur 28 Kilometer, in die Hauptstadt der Region Trentino/Alto Adige muß ja ständig ein Bus fahren, und an dessen Endstation haben wir ja sicher Anschluss nach Palu Del Fersine. Alessandro Beber, ein hoch kompetenter Bergführer, den mir Cristina Eberle vom Tourismusverband Val Sugana in Levico empfohlen hat, hat vorgeschlagen, daß wir von dort aus zum Rifugio Sette Selle („sieben Sättel“) aufsteigen. Das geht noch am Abend.

Ponte Arche

Werner bleibt lieber noch ein paar Tage in Ponte Arche

Überraschung Nummer 1: Der erste Bus gen Trento geht erst um 12.56 Uhr. Das stört uns zunächst nicht sehr. Wir haben ja genug Zeit, die Wanderung soll nur eineinhalb Stunden dauern. Also setzen wir uns noch mit Werner, der sich entschieden hat, lieber noch die Annehmlichkeiten des Cattoni-Hotels zu genießen, statt sich noch weiter dem Stress der Quartiersuche auszusetzen, ins Buca di Neve, trinken noch zum Abschied einen köstlichen alkoholfreien Ingwer-Zitrone- beziehungsweise Lavendel-Zitrone-Cocktail (bei mir müssen es natürlich zusätzlich die traditionellen vier Kugeln Eis sein) und steigen dann in den Bus.

Überraschung Nummer 2 wartet dann am Busbahnhof von Trient: Es ist Maria Himmelfahrt, Ferragosto, Feiertag – und da fährt überhaupt kein Bus nach Palu! Das Äußerste, was noch drin ist, ist Pergine.

Ich will mich nicht damit abfinden, auf halber Strecke liegen zu bleiben. Starte von Trient aus (da gibt es wenigstens ein Netz) eine weitere Telefonaktion und treibe tatsächlich ein Taxi auf. Die 40 Euro dafür sind gut angelegt: wir kommen noch so zeitig nach Palu, daß wir den Aufstieg genießen und darüberhinaus noch kulturgeschichtliche Studien betreiben können.

Fersental

Palu heißt auf Deutsch Palai im Fersental. Vor etwas mehr als 500 Jahren hat ein Graf von Tirol deutsche Bergleute dorthin geholt. Vermutlich Bayern. Deren Nachfahren haben sich deren Dialekt über ein halbes Jahrtausend hinweg bewahrt.

Da gibt es dann ein Kohlplatzl, eine Stroß und einen Berg, der Schirmbler heißt. Und auch eines der mittelalterlichen Bergwerke kann man bei einem 200-Meter-Abstecher vom Weg zum Rifugio noch besichtigen (sofern geöffnet ist).

Die Forststraße geht auf halber Höhe in einen Wanderweg über. Wir scheinen uns von den Strapazen des Abstiegs von der Agostini-Hütte gut erholt zu haben. Sind auf jeden Fall nicht so erschöpft wie das junge italienische Pärchen, das nach zwölf Jahren Pause wieder ins Wandern einsteigen will und dem ich eine Dreiviertelstunde vor dem Ziel mit einigen meiner getrockneten Datteön über den Unterzucker-KO hinweg helfe. Dennoch wollen sie nicht mehr hoch. Sondern schnellstmöglich zurück nach Palu. Etwas essen.

Herrlich gelegen: das Rifugio Seite Selle am Rande der Lagorai-Kette

Nach dem Nahverkehrs-Desaster hätte ich mir nicht vorstellen können, doch so früh oben an unserem Quartier (immerhin 2000Meter hoch) anzukommen. Beim Abendessen merken wir, daß wir zurück im Polenta-Reich sind (es gibt auch für mich kein Entrinnen).

Wir müssen ins Massenlager. Aber das ist nur zur Hälfte belegt, und Christine ergattert sich zwei tolle Plätze am Fenster. Wir schlafen wunderbar, und Christine schwärmt noch tagelang davon.

Gegangen am 15. August 2017

Geschrieben am 19. August 2017

Höhenunterschied: 400 Meter bergauf

Start: 15 Uhr

Ziel: 17 Uhr

Übernachtung: Rifugio Sette Selle; sehr gemütlich; Essen sehr auf Polenta fixiert; nette Wirtsleute; überdurchschnittlich bequemes Massenlager unterm Dach ; http://www.setteselle.altervista.org; Informationen über das Wandern in den Lagorai und zum Val Sugaba allgemein findet man  unter http://www.visitvalsugana.it.

Informationen zur Region gibt es unter gibt es unter https://www.visittrentino.info/de