Nur noch wenige Wochen, dann ist es so weit: Chemnitz‘ „Amtszeit“ als Europas Kulturhauptstadt 2025 startet: Doch nicht nur in der drittgrößten Stadt Sachsens ist eine Menge geboten – die ganze Region wird mit einbezogen. Auch das eine Zugstunde entfernte Zwickau wartet mit vielen Highlights auf. Musikliebhabern schlägt dort nicht zuletzt im Robert-Schumann-Haus das Herz höher.
Denn in diesem Haus ist die weltweit größte Sammlung zu diesem legendären Komponisten der deutschen Romantik untergebracht. Und auch dessen Frau Clara wird intensiv gewürdigt. All diese zahlreichen Zeugnisse der Musikgeschichte betreut Museumsleiter Dr. Thomas Synofzik seit zwei Jahrzehnten mit viel Liebe und Leidenschaft. Wer eine Führung mit ihm erlebt (wie ich im Rahmen der Pressereise zu Chemnitz 2025), wird hellauf begeistert sein. Seine Passion für diesen Musiker begann einst mit einer Schallplatte mit Kinderliedern. Seither hat sie ihn nie mehr losgelassen.
Die Faszination dieses Museums wurzelt nicht zuletzt darin, daß sich Robert Schumanns frühe Jahre hier am Originalschauplatz widerspiegeln. Dort am Hauptplatz 5 wurde der später berühmte Musiker am 8. Juni 1810 als Sohn des Verlegers und Buchhändlers August Schumann (er brachte übrigens die ersten Taschenbücher Europas heraus) und dessen Frau Johanna Christiane, die aus der wohlhabenden Kaufmannsfamilie Löhner stammte, geboren.
Sein Geburtszimmer zählt zu den größten Schätzen dieses Museums . Dank des originalgetreuen Ambientes mit Möbeln und Gegenständen vom Beginn des 19. Jahrhunderts kann man sich optimal in die Zeit, in der die Familie Schumann dort lebte, hineinversetzen. Und Musikliebhaber schlägt sicher das originale Stehpult in den Bann, an dem so manche Komposition Robert Schumanns entstand.
Der junge Robert schien mit mit einem gesunden Selbstbewusstsein ausgestattet. Zwar wußte er in jungen Jahren nicht so recht, was er einmal werden würde (Dichter oder Musiker standen hoch im Kurs, aber zuerst studierte er dann doch die Juristerei), aber laut Thomas Synofzik war ihm eines schon klar: Er werde mal im Konversationslexikon landen. Womit er ja recht behalten sollte…
Ein klassisches Musikstudium absolvierte der geniale Tonschöpfer übrigens nie. Es war eher ein „Learning by doing“. Doch schon im Alter von 24 Jahren gründete er die „Neue Zeitschrift für Musik“ und avancierte zum anerkannten Musikschriftsteller, der auch junge Talente förderte. Zum Beispiel Johannes Brahms. Auch seine Kompositionen wurden immer mehr beachtet. Nicht zuletzt seine „Kinderszenen“ für Klavier. „Schnell war er bekannt als führender Kopf der musikalischen Romantik“, erzählt Synofzik.
Überaus romantisch ging es auch in Robert Schumanns Privatleben zu. Heillos verliebte er sich in die neun Jahre jüngere Clara Wieck, die Tochter seines Klavierlehrers. Er schenkte ihr zum Geburtstag eine Taschenuhr, sie schickte ihm nach dem ersten Kuß eine Haarlocke. Beides ist in den Vitrinen des Robert Schumann-Haues zu sehen. Sicher zwei der berührendsten Exponate: Die „berühmteste Love Story der Musikgeschichte“ (so Synofzik) hatte begonnen.
Daß Ihr ein Happy End beschieden sein würde, war indes keineswegs von Anfang an klar. Über ein Jahr mußte die Heirat gerichtlich erstritten werden: Claras Vater Friedrich Wieck traute seinem Schwiegersohn in spe nicht zu, seine Tochter ernähren zu können und wehrte sich mit Händen und Füßen gegen diese Liaison mit seinem Schüler. Aber dann war es doch geschafft, und zur Hochzeit am 12. September 1840 in Schönefeld bei Leipzig vertonte Robert seiner Angebeteten Friedrich Rückerts Gedicht „Du meine Seele, Du mein Herz“
Und da das auch heute noch zu Herzen gehen kann, hier der Text dieses Poems:
Du meine Seele, du mein Herz,
Du meine Wonn, O du mein Schmerz,
Du meine Welt, in der ich lebe,
Mein Himmel du, darein ich schwebe,
O du mein Grab, in das hinab
Ich ewig meinen Kummer gab!
Du bist die Ruh, du bist der Frieden,
Du bist der Himmel mir beschieden.
Daß du mich liebst, macht mich mir wert,
Dein Blick hat mich vor mir verklärt,
Du hebst mich liebend über mich,
Mein guter Geist, mein bessres Ich!“
So romantisch sollte es indes nicht bleiben. Obwohl sich beide gegenseitig inspirierten, ein künstlerisch congeniales Paar waren, legten sich dunkle Schatten über die beiden: 16 Jahre nur sollten dieser innigen Liebe beschieden sein. Robert Schumann wurde seelisch krank (die Daguerreotypie aus dem Jahre 1850, die im Robert Schumann-Haus zu sehen ist, ist schon von deutlicher Melancholie geprägt), stürzte sich 1854 in den Rhein, wurde gerettet, kam in eine Nervenheilanstalt und starb am 29. Juli 1856 in Endenich, das heute ein Stadtteil von Bonn ist.
Nach fast 40 Jahren folgte ihm seine geliebte Clara am 20. Mai 1896 (ihr Wunsch wurde erfüllt: sie wurde auf dem Alten Friedhof in Bonn neben ihrem Robert begraben). Auch auf deren musikalische Karriere wird im Robert Schumann-Haus eingegangen. Schließlich war im 19. Jahrhundert kaum jemand sonst am Klavier so begnadet wie sie.
Und so wurde ihr hundert Jahre nach ihrem Tod noch eine ganz besondere Ehre zuteil: Ihr Porträt aus jungen Jahren ziert den letzten 100-Mark-Schein, der vor Einführung des Euro ausgegeben wurde.
WISSENSWERTES
Detailinformationen zum Robert Schumann-Haus findet Ihr hier.
Infos über die Stadt Zwickau und ihre Schönheiten hält Zwickau Tourist hierbereit.
Tipps für die ganze Region Chemnitz/Zwickau bekommt Ihr hier.
In Sachsen gibt es natürlich auch noch viele andere schöne Ecken – hier gibt es alle Details dazu.