Eine herrliche Landschaft und eine gewaltige Rutschpartie – das erwartete uns auf der fünften Etappe unserer Tour über die Peaks of the Balkans.
Das alte Lied will auch heute wieder gesungen sein: Die fünfte Etappe unserer Tour über die Peaks of the Balkans beginnt mit einem zackigen Anstieg – und der Weg ist wieder mal miserabel markiert. Der Einstieg kurz hinter unserem Kulla Guesthouse in Milishevc (für Hundehalter nicht zu empfehlen) ist nur mit viel Fantasie zu finden, ein großer Felsen auf der Wiese ist die einzige „Hilfe“.
Aber das sind wir ja mittlerweile gewohnt und wissen damit umzugehen. Und so kommen wir sicher auf die Paßhöhe von 2120 Metern, die ja durchaus einem Gipfel bei uns daheim im Außerfern entspricht.
Hier oben ist es wunderbar, der Abstieg entpuppt sich indes nach dem Regen der letzten Tage als der absolute Horror! Es ist die reinste Lehm-Piste, die mich an meine schwäbische Heimat erinnert, wo auf dem „Letten“ ja ganze Häuser ins Rutschen geraten – so wie ich und (wie sich später herausstellen sollte außer Christine) alle auf dieser Etappe.
Schritt für Schritt will wohl überlegt sein. Jeder der fast 1100 Höhenmeter Abstieg erfordert höchste Konzentration. Und das Schlimme ist; Obwohl man das Unheil buchstäblich kommen sieht, gibt es ebenso buchstäblich kein Halten mehr. Man rutscht aus und landet (so wie ich) bestenfalls auf dem Hintern. Ich kann immerhin bis auf das letzte Viertel das Unheil verhüten, aber danach hilft alles nichts mehr. Ich lande im Matsch, und meine Kleidung ist danach tüchtig versaut. Daß es selbst dem bergerfahrenen und viel jüngeren Paul aus Graz nicht anders ergangen ist, tröstet mich ein bißle.
Aber auf jeden Fall bin ich heilfroh, unten im Tal angekommen zu sein – und das relativ heil. Am Restaurant Gryka treffen wir dann wieder unsere Camino-Girls Marita, Marina und Caro, die es sich schon gemütlich gemacht haben. Marina schafft es, den Bildschirm meines neuen Samsung-Handys wieder zu reaktivieren, der zuvor in Dunkelheit entschwunden war. Ich dachte schon, der sei kaputt, so daß es von dieser Etappe kaum verwertbare Bilder gibt.
Aber gottseidank: Jetzt funktioniert es wieder! Eigentlich wollen die drei dann weiter mit dem Taxi und eine Etappe überspringen. Aber dann steigen sie doch mit uns ein – und entscheiden sich am Gästehaus Ariu in Reke e Allages, zu dem wir uns mit dem Taxi bringen ließen, weil wir uns den strammen Aufstieg auf der Straße ersparen wollten, mit uns aus…
Sie haben sich anders entschieden. Und so verbringen wir gemeinsam mit Paul, der hier sein Zelt aufgeschlagen hat, noch einen wunderbaren Abend bei excellenter Küche miteinander…
PS: Das Hotel Panorma, bei dem ich ursprünglich gebucht hatte, wird bei Booking unter dem Namen Peaks of the Balkans geführt. Es liegt aber im Rugova-Tal, so daß sich die nächste ohnehin lange Etappe nochmal um 4 Kilometer verlängern würde – auf dann 26 Kilometer. Für uns undenkbar und unmachbar.
Für die Stornierung wurde im Chat in einem absolut unverschämten Ton (der Besitzer kennt wohl deutsche Schimpfwörter besonders gut) der volle Preis verlangt. Deswegen meine Empfehlung: Dort auf keinen Fall buchen – absolut unflexibel und nicht kulant.
Wahrlich keine Werbung für den wunderschönen Kosovo, den wir ansonsten völlig anders erlebt haben.
Gegangen am 26. Juni 2023
Länge: 10 Kilometer
Höhenunterschiede: 400 m auf, 1150 m ab
Und hier die früheren Folgen meiner Serie über unsere Tour über die Peaks of the Balkans: