Um ehrlich zu sein: Am meisten geschockt hat mich bei unserer Corona-Zwangspause, daß ich nicht mehr in meine geliebten sizilianischen Trattorias und Pizzerias konnte, um das herrliche Essen hier auf der Insel zu genießen. Ich wurde quasi in die Steinzeit zurückgeworfen: Ich muß selber kochen!
Ich bin zwar begeistert von unserem Ford Transit Euroline, den uns die Firma VanEssa Mobilcamping im bayerischen Westerham mit einer Kücheneinheit aufgerüstet hat. Wir schlafen auch auf deren Matratze ganz wunderbar. Ideal für eine Zwangspause auf einem Campingplatz im Grunde. Das große Aber: Vorratsschubladen, Besteckkasten, Spüle und natürlich Kühlschrank haben wir schon oft und intensiv genutzt – die eine Kochstelle blieb indes bisher weitgehend unserer italienischen Espressokanne oder der einen oder anderen Tütensuppe vorbehalten.
Jetzt aber wird es ernst: Eintopf ist zwar ein wunderbares deutsches Gericht und mein schwäbischer Gaisburger Marsch (Kartoffelschnitz und Spätzle und Zwiebel in der Brüh) geradezu legendär. Aber tatsächlich nur einen Topf verwenden zu können – das ist dann schon eine ganz andere Herausforderung!
Als ob ich es geahnt hätte: Schon im vergangenen Jahr habe ich mir ein Buch aus dem Thorbecke Verlag in unseren hervorragenden Ford Transit Euroline gelegt: „One Pot Pasta“ von Sabrina Fauda-Rôle. Da sind ganz tolle Rezepte drin. Jetzt aber ist es kuhnacht, zudem ist die Auswahl an Zutaten in unserer kleinen Küche natürlich begrenzt.
Also muß und will ich improvisieren. Einfach nehmen, was da ist. Lauch, Karotten, Zwiebel in den kleinen Topf, Olivenöl drauf. Ach ja: Knoblauch schadet nie, dann noch die Nadel von dem Rosmarinstengel, den wir mittags gefunden haben, dazu. Anschwitzen. Immer wieder umrühren. Dann nach ein paar Minuten Wasser drauf. Reichlich. Dann aufkochen lassen. Und Nudeln rein, soviel der Mini-Topf noch aufnimmt. Nach sechs Minuten runter nehmen von der Flamme. Tisch decken. So lange die Sachen im Topf noch ziehen lassen. Dann an den Tisch setzen. Essen. Was heißt hier essen? Genießen!
Denn die Ein-Topf-Pasta schmeckt so gut, daß ich meine Brama di Trattoria (Sehnsucht nach der Trattoria) tatsächlich im Zaum zu halten vermag. Und zwar dauerhaft. Mittlerweile wird das Ein-Topf-Kochen regelrecht zur Leidenschaft. Zumal Sizilien ein von Gemüse gesegnetes Land ist. Selbst in der Corona-Krise bekommt man hier alles. Und kann regelrecht im Gemüse schwelgen.
Da wird selbst das abendliche Schnippeln zum Ritual. Was könnte man denn heute nehmen? Frische Tomaten vom Gemüsestand im Zentrum von San Vito Lo Capo, den wir beim Gang zum Bankomat zu unserer Überraschung und großer Freude geöffnet angetroffen haben! Die Fenchelknolle paßt ganz sicher auch! Und die Frühlingszwiebel geben ganz gewiss ein wunderbares Aroma.
Ich wachse sichtlich an meinen Koch-Aufgaben. Begebe mich auf ein neues Level. Regionales sizilianisches Olivenöl in eine Alu-Schale, eine Scheibe Bistecca vom Rind rein – ergibt im Handumdrehen eine tolle Fleisch-Beilage!
So wie die sizilianische Salsiccia vom Abend darauf. Und dazu aus dem Kühlschrank ein Glas guten sizilianischen Weißweins. Und später dann noch entweder sizilianische Limonade aus grünen Mandarinen oder Chinotto. Wobei ich mich immer mehr frage, warum es dem Coca-Cola-Konzern gelang, so viele Bars, Trattorias und Pizzerias zu erobern, wenn es gleich vor der Haustür so viel Besseres gibt.
Das wird auch nach Ende der Krise zu den großen ungeklärten Fragen der Menschheit gehören.
Genau wie diese: Warum tue ich mir in der Küche daheim im wunderschönen Außerfern einen solchen Stress mit drei, vierTöpfen an, wenn es doch (mindestens) genauso gut mit einem einzigen geht?…