Nach langer Unterbrechung nun die Fortsetzung der Reportage über unsere Via Transalpina – gerade jetzt machen sich ja viele Gedanken, wohin sie es diesen Sommer zum Wandern zieht. Und dieser Weg lohnt immer.

Wer hätte das gedacht: Auf dem weg von der Alpe Tragonia zum nächsten Ziel, dem Tal von Sauris, erwartet uns ein wahres Blumenparadies.

Wir hätten es allerdings nicht erwartet, als wir uns von Daniele verabschieden und hoch zur Tragonia-Scharte wandern. Es geht im Vergleich zu gestern erstaunlich flott. Und schon kurz vor der Höhe tauchen wir in ein wahres Meer von Arnika ein.

Friaul

Wir sind begeistert von der Blumenpracht – hier eine Wiese voller Arnika.

Bärtige Glockenblume, Schwarze Kohlröschen (überhaupt ein Haufen verschiedenster Orchideen), auch Kugelorchis, erfreuen da unser Herz.

Beim Abstieg von der Tragonia-Scharte joggen uns drei junge Männer entgegen. Es sind Franzosen. „Die trainieren fürs Bergrennen“, denke ich mir. Mag ja sein. Aber es ist ein ganz besonderes.

Sie wollen nämlich die ganze Via Alpina abrennen! In Triest sind sie los. Vor sechs Tagen. Für uns werden das noch mindestens drei Wochen sein. Sie planen, nach insgesamt 35 Tagen in Monte Carlo zu sein. Heute schlafen sie im Rifugio Padova und haben bis zum Abend eine Strecke vor sich, für die wir drei Tage brauchten. Und nach denen wir mehr oder minder auf dem Zahnfleisch dahergekommen sind. Unglaublich!

Gepäck haben sie so gut wie keines, auf ihren Schultern hängen nur kleine Mini-Rucksäcke. Und ich ächze unter meinen zwölf Kilo!

So federleicht, wie sie bergauf verschwinden, möchte ich mal dahinschweben. Aber das wird auf unserer gesamten Tour ein frommer Wunsch bleiben. Aber die drei haben ja nicht nur viel weniger Gepäck, sondern auch 40 Jahre weniger an Alter auf dem Buckel. . .

Das Gelände steigt nur langsam an, Christine und ich unterhalten uns über unsere Begegnung – und darüber verpassen wir glatt die Abzweigung nach rechts, die uns Richtung Ziel bringen sollte.b Das freilich merken wir erst kurz vor einer Straße.

Also: Kommando zurück und auf der Straße weiter Richtung Rioda-Pass. Dort wird es Zeit für eine Mittagsjause. Die können wir noch genießen. Aber wir spüren schon, daß sich etwas zusammenbraut – und legen unsere Regenkleidung an.

Friaul

Noch weit bis zum Ziel – und ein Gewitter naht!

Ein kluger Entschluß, denn schon kurz darauf prasselt es so los, daß wir schon binnen Sekunden klitschnaß geworden wären, hätten wir nicht vorgesorgt. Das Blumenparadies hier auf dem weg nach Sauris fasziniert uns trotzdem. Einfach fantastisch!

Und Christine entdeckt mit ihren Biologinnen-Augen etwas ganz besonderes zwischen den Grashalmen: Eine Kreuzotter verschlingt gerade eine Maus. Ich verpasse den Moment, weil Arco auf sie tritt und sie dann ihre Beute wieder ausspuckt. Die kleine Schlange verharrt wie erstarrt – was mir die Chance gibt, doch noch ein paar recht passable Fotos zu schießen – im strömenden Regen.

Friaul

Eine seltene Begegnung – eine Kreuzotter begrüßt uns.

Und der wird immer stärker. Der Regenschutz wird im Gegenzug immer schwächer. Wir flüchten uns erst unter zwei Fichten, dann entdecken wir einen Schäferkarren und rennen dorthin.

Gottseidank läßt uns der „Hausherr“ herein und springt nach oben in sein Bett. Haut an Haut stehen, Christine, Arco und ich unten und schlottern – aber immerhin haben wir jetzt ein Dach über dem Kopf.

Und während dieser Minuten erleben wir auch dein Stück europäische Realität: Der gute Mann stammt aus Rumänien, morgen geht es wieder heim. Monatelang hast er hier 1200 Schafe gehütet – ein Job, für den sich offensichtlich immer weniger Italiener begeistern lassen. Obwohl in der Republica Italiana ja nicht gerade Vollbeschäftigung herrscht.

Ob er nun aus freien Stücken heimreist (was ich im Juli nicht unbedingt vermute) oder seine Arbeitserlaubnis befristet war (ich tippe eher darauf), kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Auf jeden Fall kommt mir jetzt wieder in den Sinn, daß mein eigener Ur-Opa ja auch Schäfer war, bevor er als Bauer seßhaft wurde.

Wir entscheiden uns auf jeden Fall, seinem Tipp zu folgen und sofort nach Sauris di Sopra (Ober-Sauris) abzusteigen. Das sei kürzer.

Als wir dort unten ankommen, hört das Gewitter auf. Christine ist dafür, noch weiter nach Sauris di Sotto (Unter-Sauris) weiterzugehen. Mir fällt das ja ziemlich schwer – aber immerhin machen wir Kilometer.

Friaul

Ein romantischer Anblick: das Kirchlein von Sauris di Sopra.

Und erleben am Ziel eine unangenehme Überraschung: „Wir haben nichts frei – wir haben Schinkenfest am Wochenende!“, sagt uns die Wirtin unserer bevorzugten Unterkunft. Aber immerhin kümmert sie sich. Und wir landen schließlich bei Luca Schneider im Hotel Garni Plueme. Witzig: Er heißt genauso wie Christines Sohn.

Hier der Komoot-Link zur Tour: https://www.komoot.de/tour/39439718

Informationen zum Quartier: http://www.hotelpluemesauris.it/

Informationen zum Ort: http://www.turismofvg.it/Ort/Sauris

Informationen zur Region: http://www.turismofvg.it