Der Arlberg hat eine lange und reiche Geschichte. Ihr wendet sich das Museum von St. Anton zu. Doch dort warten nicht nur die Zeugnisse alter Zeiten auf den Besucher – sondern auch ein hervorragendes Restaurant.
Davon konnte man sich beim Schluss der Hüttensafari des Festivals Kulinarik und Kunst (K. und K.), das von der renommierten Neuen Zürcher Zeitung unter die weltweit besten seiner Art eingereiht wird, überzeugen.
Seit drei Jahren führen Patricia und Manuel Hoffmann das Restaurant in dem stilvollen Ambiente, das 1912 für den deutschen Industriellen Bernhard Trier erbaut und gestaltet worden war. Der stammte aus Darmstadt, wo sein Vater eine Möbelfabrik besaß. Aber seine große Leidenschaft gehörte den Bergen, viele Erstbesteigungen und -Überschreitungen in den Dolomiten sind mit seinem Namen verbunden. Er bezahlte auch die erste Skisprungschanze St. Antons und zählte zu den ersten Skilehrern in dem heute legendären Wintersportort. Vermutlich lag die Wurzel der Passion für die Alpen darin, dass seine Mutter Isabella (geborene Brunner) aus dem nahen Hohenems in Vorarlberg stammte.
Seiner wunderschönen Villa konnte er sich leider nicht lange erfreuen. Er musste mit dem Zweiten Großherzoglich Hessischen Feldartillerie-Regiments Nr. 61 in den Krieg ziehen und fiel am 23. September 1915 in Russland.
Von seinem guten Geschmack profitieren die Museumsbesucher und Feinschmecker noch heute. Traditionelle Küche wird da zelebriert, wobei Regionalität im Vordergrund steht, wie Manuel Hoffmann (ein gebürtiger Wiener, den es der Liebe zu seiner Frau Patricia wegen nach St. Anton zog).
An diesem Abend ist ein Gastkoch dafür zuständig: Tobias Schöpf aus Stuben am Arlberg. Und er lässt etwas wahrlich besonderes auftischen Steinbock-Roulade mit Rotweinzwiebeln und Riebel.
Was das ist? Nun: Ein einfaches Maisgericht aus dem Dreiländereck Österreich/Schweiz/Liechtenstein. Früher war es ein Arme-Leute-Essen, nun hat es auch Einzug in die Top-Gastronomie gehalten. Den Safari-Teilnehmern schmeckte es auf jeden Fall ganz prima.
Auch gute Tropfen fehlen natürlich nicht: ein Cuvee 2015 der Terlaner Kellereigenossenschaft aus Südtirol zum Beispiel.
So gut das Essen im Museum auch schmeckt: Den Weg über die Treppe nach oben sollte man sich auch nach noch so vielen Gängen nicht entgehen lassen.
Denn wurde die Geschichte der Region liebevoll und kompetent aufgearbeitet – von Heinrich Findelkind, der die erste Herberge (Hospiz) für Zeitgenossen gegründet hatte, die die gefährliche Reise vom Inn- ins Rheintal (oder umgekehrt) über den Arlberg auf sich nahmen, über die Schwabenkinder, die von ihren Eltern im Sommer zu reichen Bauern in Oberschwaben zur Arbeit geschickt wurden, weil sie sie selbst nicht ernähren konnten, bis hin zum Ansturm der Fremden.
Man kann also die Entwicklung St. Antons vom Bergbauerndorf zur Top-Tourismus-Destination nachvollziehen. Und um das Kult-Skirennen Der Weiße Rausch geht es dabei natürlich ebenso wie um St. Antons großen Sohn, den verhinderten Olympiasieger Karl Schranz, der den rigiden Amateure-Bestimmungen von einst (über die man heute nur noch lachen kann) zum Opfer fiel und den man auch heute noch antreffen kann, wenn man die St. Antoner Gaststätten und Cafés besucht.
Man muss nur etwas Glück haben.
Am größten sind die Chancen aber vermutlich im eigeneren Hotel der Ski-Legende.
Informationen zum Festival: https://www.kulinarikkunst.org/
Informationen zum Ort: https://www.stantonamarlberg.com/de