Ein Ruhetag in Forni di Sopra – dort waren wir schon vor einigen Jahren. Diesmal sind die Umstände allerdings erfreulicher.
Zum Start einer Radtour entlang des Tagliamento (des Partnerflusses des Lechs als „letzter Wildfluss der Alpen“, den Christine als Naturführerin unbedingt mal sehen wollte) hatten wir unser Auto hier abgestellt – und ich wohl vergessen, es abzuschließen.
Auf jeden Fall fiel es jemand auf – inklusive des Chaoses, das ich (nicht nur) in meinem Rucksack hinterlassen hatte.
Wie dem auch sei: Eine Suchaktion wurde gestartet – die Polizei vermutete Schlimmeres (Absturz im Gebirge oder Verbrechen) und fahndete nach uns. Sogar bei der Nürtinger Zeitung. Die erreichte uns dann per Handy, als wir schon fast am Meer waren. Alles war geklärt, aber mit einem Riesen-Theater verbunden, weil wir erst noch ein Protokoll bei der Polizei anfertigen lassen mussten. In Forni di Sopra.
Diesmal müssen wir aber gottlob nicht zur Polizei. Nur zur Apotheke. Wir haben uns nämlich entschlossen, nun doch etwas gegen den Fersensporn zu tun – und kaufen Einlagsohlen.
Danach haben wir beide Lust auf ein Eis und streben ins Café Mozart, in dem es Julius Meinl-Kaffee gibt und Bilder von Salzburg und Neuschwanstein an den Wänden hängen. Vieles erinnert hier im Cadore und in Friaul eben noch an die Zeit, als weite Teile Norditaliens zur K-und-K-Monarchie gehörten.
Das Eis schmeckt prima, und wir haben so richtig Lust aufs Faulenzen, zumal es typisch italienisch heiß ist.
Nach einem kurzen Abstecher zum Tagliamento, der hier zwischen Davost und dem Zentrum von Forni alles andere als spektakulär ist, entschließen wir uns zu einem (herrlichen) Mittagsschläfle auf der Wiese des Hotels Davost und lernen, was Liegestuhl auf Italienisch heißt: Sdraio. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.
Und auch der beginnt mit Sonne – und Lust auf Wandern. Wir durchschreiten nochmal das Ortszentrum und entdecken dabei ein uraltes Kirchlein mit faszinierenden Fresken: San Giacomo wurde Mitte des 15. Jahrhunderts gebaut, aber leider im Inneren barockisiert. Von draußen bezaubert es durch seinen überdachten Vorbau mit den uralten Fresken mehr als drinnen.
Aber am Anschlag für eine Erinnerungsmesse für einen vor 80 Jahren verstorbenen Geistlichen erfahren ich immerhin, dass Forni schon mal einen Bischof hervorgebracht hat.
Kurz hinter dem Dorf geht es in den Wald hinein. Und ich muss der Via Transalpina-App recht geben: Zunächst steigt der Weg ziemlich happig an. Kein Wunder. Wir sind ja grade mal auf 900 Meter gestartet. Und unser heutiges Tagesziel liegt auf 1726. Das kann nun mal nicht ohne zackige Steigung abgehen.
Aber gottlob wird die immer geringer, je weiter wir uns nach oben kämpfen. Die Einlagsohlen versehen ihren Dienst nachgerade optimal, und so kommen wir binnen drei Stunden doch recht fit an der Tragonia Alm an.
Sie liegt eingebettet in die „Oase der Weiden des Paradieses“, wie Daniele Cedolin, der Wirt in der Beschreibung seiner Hütte sagt.
Und es stimmt: Man hat einen fantastischen Blick auf die Friulaner Dolomiten – und wir sind die einzigen Gäste. „Höchstens zwei kommen am Tag vorbei“, erzählt uns Daniele. Wir sind zwei. Und mir fällt auf: Im Paradies waren es ja auch zwei.
„Tassut“ heißt Daniele mit Spitznamen. Das bedeutet im Friulaner Dialekt „Dachs“. Ursprung ist seine Körpergröße. Aber es passt auch anders: Wenn Daniele so verschmitzt vor sich hinlächelt, dann schaut er schon aus wie ein Dachs. Zumindest wie ein Frechdachs.
Der Abend bricht herein, wir essen typisch (Christine Frico, ich Wurst und Schweinebraten) und irgendwann bei Sonnenuntergang schauen dann noch die Kühe von der Alm vorbei.
Sara und Kilian, Susi und Sara holen sich ihre Streicheleinheiten ab, und auch mir tut es gut, mit ihnen zu kommunizieren. Kein Wunder also, dass ich in dem kargen Massenlager (heute gehört es uns ganz alleine) wunderbar schlafe.
Gegangen am 19. Juli 2018
Hier der Kommod-Link zur Tour: https://www.komoot.de/tour/39370116
Informationen zum Quartier: caseratragonia.blogspot.com/p/chi-siamo.html
Informationen zur Region: http://www.turismofvg.it