Kommando zurück! So heißt es am nächsten Morgen. Aber dass stört uns nicht sehr. Zwar müssen wir auf der Strecke, die mir der hochkompetente Bergführer Alessandro Beber für meine Via Pensionista durch die Lagorai empfohlen hat, vom Rifugio Malga Conseria bmehr als eine Stunde den Weg zurück über den Passo Cinque Croci zur Alpe Cion.
Zunächst geht es einmal bergab. Die Hüttenwirtin von der Malga Conseria hat schon recht: der Weg ist sehr schwer zu finden, weil die Markierungen miserabel und zudem hier nur wenige Wanderer unterwegs sind. Aber gerade das ist ja das Schöne an einer Tour durch die Lagorai. Wir genießen die herrliche Landschaft und erfreuen uns auch an der Schönheit des Verfalls.
Ja, so etwas kann es tatsächlich auch geben. Zum Beispiel in Form einer verfallenen Almhütte, aus der ein Strauch mit roten Beeren rankt und hinter der sich der Blick in die Weite der Wiesen öffnet.
Kurz dahinter stoße ich auf ein schlichtes Holzkreuz. „Zur Erinnerung und Dankbarkeit“ steht auf Italienisch dort geschrieben, und irgendwie zieht mich das magisch an. Ich setze mich auf ein Holzbänkle daneben, genieße die Sonne und das Geräusch der mich umschwirrenden Bienen.
Und plötzlich bin ich ganz bei mir und in mir. Kann die Stelle regelrecht körperlich spüren, fühle mich ganz daheim in dieser Landschaft und in mir selbst auch. Das sind die Momente, die einem nur eine Wanderung durch die Berge schenken kann. Das ist zumindest meine Meinung.
Es ist Mittag, und wir packen die Jause aus. Nach ein paar Minuten kommen tatsächlich doch noch zwei Leute über die Passhöhe: Vater und Sohn auf der Pilzsuche. Pfifferlinge haben sie ausreichend gefunden, aber mit Steinpilzen hapert es heuer, sagen sie. Zu trocken, das Jahr 2017. Im Prinzip sei dies aber hier eine tolle Pilz-Gegend. Die beiden haben übrigens einer Fabrik, die Mehltüten für Getreidemühlen herstellt. Sie liefern auch in schwäbische Lande. So klein ist die Welt.
So nett die Unterhaltung war: Wir müssen jetzt weiter. Denn die Etappen auf dem Translagorai (wie die Weitwanderung durch dieses Gebirge genannt wird) sind nicht gerade kurz. Die Übernachtungsmöglichlkeiten liegen weit auseinander.
Aber was soll’s?!: Das Essen ist gut, und wir sind beide erledigt genug, um allen Widrigkeiten zum Trotz auch gut zu schlafen.
Gegangen am 18. August 2017
Geschrieben am 6. September 2017
Start: 9 Uhr
Ankunft: 18.30 Uhr
Höhenunterschied: 400 Meter auf, 800 Meter ab
Übernachtung: Rifugio Cauriol; traditionsreiche Hütte, gute regionale Küche (Minestrone war laut Christine allerdings suboptimal); aber sehr einfache Schlafräume; sehr informative Ausstellungsstücke zu den Kämpfen am Monte Cauriol während des Ersten Weltkriegs; baitamontecauriol.it; Alternative: die gegenüber liegende Alm Malga Sadole (Übernachtung gratis, aber nur im Militärzelt; Frühstück aber prima).
Informationen über das Wandern in den Lagorai unter www.visitvalsugana.it
Informationen zur Region gibt es unter gibt es unter https://www.visittrentino.info/de