Montag, 8. Juli 2013: Endlich ist es so weit, endlich kann ich mich mal wieder zehn Tage lang  zu Fuß auf den Weg machen. Auf der Grande Traversata delle Alpi (GTA, der großen Alpenüberquerung).

So Gott will und ich lebe, habe ich ja noch ein großes Ziel: den Alpenbogen zu durchwandern. Gute zwei Dutzend Etappen haben Christine und ich in den vergangenen Jahren schon absolviert und viele schöne Eindrücke gesammelt. Die werde ich im Laufe der Zeit hier im Blog noch nachtragen. Aber jetzt soll es so aktuell wie möglich werden.

Am Montag nach der tollen Sommertour mit unseren Lesern nach Tirol sind wir von Reutte aus aufgebrochen. Die Fahrt war ziemlich nervig, quasi eine „Tour de Baustell“. Und wir haben lange gebraucht, obwohl wir schon um 7 Uhr im Außerfern gestartet sind.Neun statt sechs Stunden.

Um 16.15 Uhr waren wir in Condove am Eingang des Susa-Tals. Dort wohnt mein Neffe Andrea mit seiner Familie und Schwiergereltern. Dort konnten wir unser Auto stehen lassen. Nach einem guten Glas Castello die Bruzolo (einen Rotwein, den Andreas Schwiegervater – ebenfalls ein Andrea – selbst anbaut) geht es weiter mit dem Zug nach Susa. Und da wir dort erst um 17.54 Uhr ankommen, entschließe ich mich, ein Taxi zu rufen. 1200 Höhenmeter noch am Abend bergauf, das wäre dann vielleicht doch ein bißle starker Tobak.

Aldo ist mit seinem FIAT schnell da, fährt gleich los Richtung Mompetra, aber wo genau nun der Wanderweg kreuzt, weiß er auch nicht so genau.

Der „Weg der Mönche“, auf den er uns zuerst schicken will, ist mir nicht ganz geheuer. Das sieht er auch ein, und so erinnert er sich, dass ein Stück weiter vorn noch ein anderer Pfad das einstige Militärsträßchen, auf dem keine zwei Autos aneinander vorbei passen, quert. Das ist nun der „Sentiero della Madennin“.

Sicherheitshalber bitte ich ihn, auf der Truc-Hütte, die unser Tagesziel ist, anzurufen. Und nach einigen Hin und Her kommt dann das Okay von oben.

So schultern wir munter die Rucksäcke und streben bergauf. Es ist schon halb Sieben, aber wir sind guter Dinge. Am Rande eines verfallenen Dorfes vespern wir auf 1100 Meter noch die Wildschweinschinkenwurst, die Heiko Kallfass in den Nürtinger Wäldern geschossen und Metzger Zänglein in Oberensingen so traumhaft zubereitet hat, genießen die Abendsonne und steigen voller Freude bergauf.

Leider bleibt das Wetter nicht traumhaft. Wie aus heiterem Himmel zuckt ein Blitz hernieder, begleitet von einem mächtigen Donnergrollen. Also schnell die Regensachen angezogen und dann weiter. Zumal wir ja auch jetzt nicht wirklich sicher sind, auf dem richtigen Pfad zu sein. Allzuviele sind hier nämlich sicher noch nicht gegangen. Und Markierungen gibt es keine.

Aber der Wettlauf mit dem Donner kann ja auch Flügel verleihen, Und als die nächste verfallene Siedlung kommt (wo allerdings einige der romantischen Häusle wieder restauriert werden), sind wir sicher: Bald haben wir es geschafft!

Und in der Tat: Umberto und Sabrina, die beiden Wirtsleute (er 22, sie 20) stehen schon auf der Terrasse und erwarten uns sehnlich: „Wir hatten Angst um Euch. Wegen des schlechten Wetters.“ Vielleicht haben sie sich mehr Sorgen gemacht als wir.

Noch kurz unter die Dusche, dann ein einfaches, aber vor allem nach den Anstrengungen köstliches Abendmahl: Dreierlei Vorspeisen (Wurst, Anchovis-Fischle in Kräuteröl und Frischkäse mit Peperoni), Spaghetti (für Christine mit Tomaten und Basilikum, für mich mit Knoblauch, Öl und Peperoncini), dann Schnitzel Mailänder Art und Hühnchen mit Bratkartoffeln und ein Kuchen. Auf den Käse haben wir verzichtet, sonst wären wir mit noch vollerem Magen in unser durchhängendes Bett gekrochen.

Geschlafen haben wir 1760 Meter über dem Meer aber ganz prima.

PS: Wegen des Wettlaufs mit der Zeit und dem Unwetter gibt es keine Bilder von der ersten Etappe des GTA 2013. Das wird sich aber ändern.